Rio 2016: Mentale Fitness für die Qualifikation

Nur mehr weniger als zwölf Monate bis zur Eröffnung der Olympischen Sommerspiele in Rio: ÖBS-Sportpsychologen und Mentalcoachs zeigen, wie sich heimische Top-Athleten für die Qualifikationswettkämpfe mental vorbereiten und warum die Sportpsychologie unverzichtbarer Bestandteil im gesamten Vorbereitungsprozess sein sollte.

Sportpsychologie ist ein Teil des Puzzles, den sich Spitzensportler zunutze machen, um am Ende sagen zu können: „Ich hab nichts dem Zufall überlassen“. Sportpsychologinnen und Mentalcoachs aus den Reihen des Bundesnetzwerks Sportpsychologie (ÖBS) unterstützen derzeit die heimischen Rio-Kandidaten rund um die Qualifikationswettkämpfe. Eine davon ist die ehemalige Schi-Weltcuprennläuferin und Sportpsychologin Mag. Christiane Mitterwallner-Posch.  Wie es trotz des Qualifikationsdrucks gelingt, sich auf die unmittelbare Aufgabe zu konzentrieren, Ablenkungen und Störfaktoren auszublenden, erklärt Mitterwallner-Posch an Hand von fünf zentralen Elementen:

  • Ziele-Management: Idealerweise werden Zielsetzungen am Saisonbeginn erarbeitet und laufend aktualisiert. Der nächste Wettkampf, der nächste Durchgang oder die momentane Aufgabe sind das im Moment wichtigste Ziel, das es zu verfolgen gilt, das Langfristziel Rio 2016 gibt gleichsam im Hintergrund die Richtlinie vor und sorgt für die nötige Motivation.
  • Erholungsmanagement: unentbehrlich gerade in der stressreichen Zeit rund um die Qualifikationswettkämpfe. Lange Wettkampfphasen können so besser durchstanden und Stresssituationen gelassener in Angriff genommen werden.
  • Unvorhersehbares kontrollieren: Bereits in den Qualifikationswettkämpfen müssen  die Rio-Kandidaten mit unvorhergesehen Ereignissen rechnen. „Deshalb ist es wichtig, sich im sportpsychologischen Training möglichst viele Szenarien durchzudenken und ein Reaktionsrepertoire zu sammeln – damit kann der Sportler oder die Sportlerin im Moment des Geschehens sofort und kompetent reagieren“, erklärt Mitterwallner-Posch.
  • „Denk dich hin und stell dir vor…“. Visualisierungstechniken, in deren Mittelpunkt die Vorstellung von Olympia wachgerufen wird, helfen, die ungewohnten Bedingungen vorweg zu nehmen. Zugleich reduzieren sie Ängste vor der zunächst Besonderheiten, die sich nicht einfach ausblenden lassen – etwa die enormen Zuschauerzahlen oder das große Medieninteresse auch bei jenen Sportarten, die sonst nicht so oft in den Schlagzeilen zu finden sind.  
  • Nachbereitung. Hat die Qualifikation geklappt, beginnt unmittelbar die Saisonplanung für die Olympische Saison 2016. Haben Athleten ihr Ziel (noch) nicht erreicht,  liegt die Priorität in der sportpsychologischen Arbeit darauf, den Fokus wieder nach vorne zu richten. „Misserfolge lösen starke negative Emotionen aus, diese benötigen vorerst Raum und Zeit - das sollte sein dürfen! Danach erfolgt eine gemeinsame sportpsychologische Analyse, um das gewonnene Erfahrungswissen nutzbar zu machen“, betont Mitterwallner- Posch.

Sportpsychologische Beratung im gesamten System

Neben der individuellen Wettkampf-Vor- und Nachbereitung bietet die Vorbereitung auf Großereignisse auch häufig Spannungspotenziale im Umfeld des Sportlers, betont Mag. Dr. Fritz Weilharter, Sport-Psychotherapeut und Mentalcoach am Olympia-Stützpunkt in Linz:  „Der Druck der Qualifikation lastet nicht nur auf den Sportlerinnen und Sportlern selbst, sondern auch auf Trainerinnen, Trainern und Funktionären.“ Extern vorgegene Limits der näher rückende Zeitpunkt, an dem entschieden werden muss, wer das Ticket für Rio bekommt, bereiten zudem oft den Boden für Spannungen und Konflikte im gesamten System rund um die Sportlerinnen und Sportler.
„Strategische Entscheidungen rund um Qualifikationsprozesse erfordern gemeinsame Überlegungen des gesamten Betreuerteams. Die sportpsychologische Moderation erweist sich hier als sehr hilfreich“, betont Weilharter.  Sportpsychologinnen und Mentalcoaches des ÖBS sind dazu verpflichtet, strenge Qualitätskriterien einzuhalten; dazu gehören unter anderem ihre Verschwiegenheit und die Orientierung an hohen ethischen Standards. Durch die daraus resultierende neutrale Position erlangen sie den hilfreichen „externen Blickwinkel“ des Beraters.

Etwa 40 Athletinnen und Athleten werden aktuell in 25 Projekten von 18 heimischen Sportpsychologen, Sportpsychologinnen und Mentalcoachs aus den Reihen des ÖBS sportpsychologisch betreut.

Kontakt für Rückfragen: 
Mag. Christina Lechner
Medien- und PR-Beauftragte, ÖBS

Tel. 0664/46 55 107

Mail: sportpsychologinaon.at

www.sportpsychologie.at