Liebes ÖBS-Mitglied!

Langsam nimmt der Sport wieder an Fahrt auf und der Ausblick für die Athlet*innen auf Wettkämpfe findet in den auf heuer verschobenen Olympischen Spielen in Tokio einen spannenden Höhepunkt. Auch wenn die Pandemie seit geraumer Zeit persönliche Treffen erschwert, freuen wir uns sehr über den großen Austausch mit euch über Online-Intervisionen und Fortbildungen. Der aktuelle Newsletter möchte euch zudem einen Rückblick auf die asp Tagung geben und die neugeschaffene Möglichkeit zu geförderten Krisenberatung im ÖBS.
Wir hoffen ihr könnt nach einem durchwachsenen Frühling in einen sonnigen und gelassenen Frühsommer starten. Für Fragen, Rückmeldungen, Anregungen und Wünsche stehen die Mitarbeiter*innen des ÖBS euch jeder Zeit zur Verfügung. 

Nachlese asp Tagung

 

Vom 13.05. – 15.05.2021 fand die diesjährige asp-Tagung (Arbeitsgemeinschaft Sportpsychologie), die größte deutschsprachige Tagung zum Thema Sportpsychologie, in Tübingen statt. Aufgrund der Pandemie musste auch diese Tagung wie im Vorjahr in Salzburg online abgehalten werden. Dies minderte aber keineswegs das spannende und breite Vortragsangebot rund um das Thema „Talententwicklung und Coaching im Sport“.
Um euch einen Ein- und Überblick über die große Themenvielfalt zu bieten, dürfen wir euch einen Auszug aus den Beiträgen von unseren geschätzten ÖBS-Mitgliedern hier zur Nachlese anbieten.
Ausblick: 2022 findet die asp-Tagung von 26.05. – 28.05.2022 an der Universität Münster statt. Zu dieser Zeit sollte die Tagung wieder in Präsenz vor Ort möglich sein und Münster ist aus jeder Hinsicht eine Reise wert. Nähere Infos zur asp Tagung 2022 folgen.

Arbeitskreise/Transfersymposium:

Christina Lechner & Viktoria Weber
Mentale Kompetenzen im Pferdesport: Ergebnisse einer strukturierten Befragung von Ausbildner*innen im Pferdesport zur Bedeutung mentaler Kompetenzen unter Berücksichtigung verschiedener Altersgruppen der Sportler*innen

Erstmals wurde in Österreich in einer Kooperation mit Österreichischem Pferdesportverband und Bundesnetzwerk Sportpsychologie eine strukturierte Befragung von Ausbildner*innen im Pferdesport durchgeführt. Ziel war es, den Kenntnisstand über mentale Kompetenzen und deren Vermittlung in verschiedenen Altersgruppen der Sportler*innen und den damit verbundenen Bedarf in Aus- und Fortbildung zu erheben. Nebenziel der Befragung war es, eine Selbstreflexion anzuregen.
Die Ergebnisse (n=130) zeigen unter anderem, dass seitens der Ausbildner*innen generell der Vermittlung eines Einfühlungsvermögens in den Sportpartner Pferd höchste Priorität eingeräumt wird; gefolgt von einem raschen Einstellen auf unvorhergesehene Reaktionen des Pferdes und dem Umgang mit Ängsten. Bereits aus diesen Resultaten wird ersichtlich, dass die sportpsychologische Aus- und Fortbildung bzw. Coach-the-Coach-Ansätze auf den Pferdesport zugeschneiderte Konzepte erfordern. Befragt nach der Bedeutung mentaler Kompetenzen in verschiedenen Altersgruppen der Sportler*innen ergeben sich weiters deutliche Unterschiede zwischen den Kohorten.

  <10 11-16 17-25 26-40 41-60 >60
1. Einfühlungs-vermögen Umgang mit Fehlern Umgang mit Fehlern Umgang mit Fehlern Sportver-letzungen Angst
2. Selbst-                  sicherheit Selbst-                  sicherheit Realistische Ziele Selbst-    motivation Angst Sportver-letzungen
3. Vorbildfunktion Gefühlsregu- lation &   Einfühlungs- vermögen Zeit- und Selbst- management Trainingsein- heiten nach  sportpsych.  Kriterien Umgang mit Fehlern Selbst- sicherheit

Abb: Top 3 der nötigen mentalen Kompetenzen nach Altersgruppe der Sportler*innen (Häufigkeit der Nennungen)

Die Untersuchung fördert damit die Professionalisierung der sportpsychologischen Beratung und Ausbildung im Pferdesport und könnte sich auch als wegweisend für die Weiterentwicklung des Pferdesports erweisen. Auch von einer Vorbildwirkung für andere Sportarten bzw. Fachverbände ist auszugehen.

Weitere Infos unter https://www.facebook.com/sportpsychl   sowie
https://www.oeps.at/de/aktuelles/Ergebnisse%20Mentaltraining%20im%20Pferdesport

Violetta Oblinger-Peters
Chancen und Herausforderungen beim Wechsel zu achtsamkeitsbasierten Ansätzen in der sportpsychologischen Arbeit aus Klient*innen- und BeraterInnensicht


In  ihrem Vortrag berichtete Violetta anhand eines konkreten Fallbeispiels aus der eigenen Profisportkarriere im Kanuslalom von ihren ersten Erfahrungen mit Achtsamkeit als Athletin. Anhand dieser anekdotischen Schilderung wies sie auf mögliche Interferenzen hin, die bei einem Wechsel zu einer akzeptanzbasierten Haltung bei Klient*innen auftreten können, welche bereits über viel Erfahrung im Bereich des psychologischen Fertigkeitstrainings verfügen. Im Konkreten wurde die Frage aufgeworfen, inwiefern die Regulation des individuellen optimalen Aktivierungsniveaus mithilfe kognitiv-behavioraler Techniken (Kontrollagenda) mit einer achtsamen, nicht-wertenden, beobachtenden Haltung (Akzeptanzagenda) kompatibel ist. In Folge diskutierte die Vortragende grundlegende Fragen zum Einsatz achtsamkeitsbasierter Ansätze in der sportpsychologischen Beratungspraxis und stellte mögliche integrative Lösungsansätze anhand konkreter Praxisbeispiele vor.

Fabio Richlan & Michael Christian Leitner

Analysis System for Emotional Behavior in Football (ASEB-F): matches of FC Red Bull Salzburg without supporters during the COVID-19 pandemic

Aufgrund der COVID-19-Pandemie spielten die europäischen Top-Fußballligen die letzten Runden der Saison 2019/2020 ohne (oder mit stark eingeschränkter) Anwesenheit von Fans („Geisterspiele“). Diese Situation stellt eine einzigartige Gelegenheit dar, den Einfluss der Zuschauer auf das Verhalten und die Leistung von Sportprofis zu untersuchen. Im Rahmen des Symposiums stellten wir das neu entwickelte „Analysis System for Emotional Behavior in Football (ASEB-F)“ vor. Mit diesem Video-basierten Verfahren wurde das Verhalten von Spielern und Schiedsrichtern in 20 Spielen des FC Red Bull Salzburg untersucht. In Geisterspielen gab es 19,5 % weniger emotionale Situationen als in regulären Spielen. Zudem waren die Schiedsrichter deutlich weniger aktiv in diese emotionalen Situationen involviert. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Abwesenheit von Fans einen erheblichen Einfluss auf das Erleben und Verhalten der Akteure auf dem Platz hat. Abschließend diskutierten wir die Ergebnisse in einem allgemeineren Rahmen („Heimvorteil“) und skizzierten zukünftige wissenschaftliche Perspektiven sowie Implikationen für die praktische Anwendung der vorgestellten Forschungsergebnisse.

Weitere Infos unter https://www.nature.com/articles/s41599-020-00699-1

Workshops:

Simon Brandstätter
"Coach the Coach - Stärkung der Trainer*innen Kompetenz im Umgang mit jungen Sportler*innen

Mentale Kompetenzen, Autoritätsverständnis, Ausstieg aus Machtkämpfen, Förderung der Leistungsbereitschaft durch Reduktion der Widerstände usw.

Trainer*innen sind im Sport, oft aber auch in weiteren Lebensbereichen die Bezugspersonen für die jungen Sportler*innen und als solche maßgeblich verantwortlich ein Lernklima zu schaffen, in welchem sich die Potentiale der jungen Talente entfalten können.
Um im Coach the Coach Prozess als Sportpsycholog*in mit den Trainer*innen klar und förderlich zu sein, braucht es ein Verständnis davon, worauf ich als Coach achte!
Welche Mentalen Kompetenzen benötigen Trainer*innen, um gerade mit jungen Menschen in Beziehung zu treten, in Beziehung, trotz unterschiedlicher Herausforderungen, die sich aus der Zusammenarbeit ergeben können, zu bleiben.
Welches innere Bild haben Trainer*innen von sich und ihrer Arbeit aber auch von ihrem Autoritätsverständnis? Wie wirkt sich dieses Bild und auch dieses Verständnis auf ihr sportliches Coaching sowohl im Training als auch im Wettkampf aus?
Wodurch bleiben Energie und Leistung oftmals auf der Strecke – was kostet Kraft und schwächt Trainer*innen, gerade dann, wenn sie stark, klar und beharrlich sein sollen, um den jungen Sportler*innen einen leistungsförderlichen Rahmen zu bieten?
Es gilt auch mit den Trainer*innen an ihren Werten, Grundhaltungen, Einstellungen zu arbeiten, um damit die bestmögliche Leistungsbereitschaft der vor allem jungen Sportler*innen optimal gefördert wird.
Mit den Trainer*innen diese und weitere Themen im Coach the Coach zu reflektieren, gibt Sicherheit im Tun, im Trainingsalltag und speziell in herausfordernden Situationen, die es immer wieder zu meistern gilt.

Patrick Bernatzky
„Stop-Look-Go-Give“ -  Ein Konzept für die unmittelbare Wettkampfvorbereitung.


Oftmals ist es eine Challenge wissenschaftliche Erkenntnisse und Know-how Athleten*innen und Trainer*innen handhabbar und verständlich verpackt, näher zu bringen, damit die Implementierung in das tägliche Training bzw. in den Wettkampfablauf gelingt. In der jahrelangen Betreuung von Spitzenathleten*innen, hat sich ein Konzept herauskristallisiert, das vielen Athleten*innen eine Orientierung in der Vorbereitung gibt und hilft die Konzentration auf den Punkt zu bringen. Im Workshop wurde das Konzept „Stop-Look-Go-Give“ vorgestellt, diskutiert und anhand von praktischen Beispielen aus verschiedenen Sportarten (Ski Alpin, Sprunglauf, Ringen, Tennis) die Implementierung im Training/Wettkampf veranschaulicht. Die Teilnehmenden erfuhren und erlernten das Konzept und konnten es in ihr eigenes Repertoire integrieren. Insbesondere wurde ein Augenmerk auf die unmittelbare Wettkampfvorbereitung gelegt und dabei die Emotionsregulation thematisiert. Die Handhabbarkeit und Flexibilität unterstützt das Erarbeiten und Bewusstmachen individueller Strategien und kann auch als Analysetool, sowie der nachhaltigen Implementierung mentaler Techniken dienen.

Andrea Engleder
Das Gute sehen, aber nicht fühlen können - Erschöpfung und Depression im Spitzensport


Stark, gesund, erfolgreich, zufrieden! Ein Idealbild, das oftmals Außenstehende vor dem Bildschirm von Athlet*innen haben und nicht zuletzt auch die Betroffenen als Anspruch an sich selbst festlegen. Weicht man von diesem Ideal ab, wird schnell nach der Ursache geforscht und man kommt  zu dem Schluss, dass es einfach noch mehr Anstrengung braucht, um Erfolg und Zufriedenheit zu erlangen. Oftmals wird jedoch übersehen, dass sich Athlet*innen in dieser Phase schon im Funktionieren befinden. Ein fataler blinder Fleck! Gefangen in dieser Spirale von Leistenwollen, aber nichts Gutes spüren können, finden sich die Athlet*innen letztlich in einem Zustand der Erschöpfung, Lustlosigkeit, Verzweiflung, Sinnlosigkeit oder gar Suizidalität wieder. Hier braucht es von Seiten des/der Sportpsycholog*in auch den Mut, bei Verdacht die Betroffenen anzusprechen, sie in ihrem Leiden ernst zu nehmen und adäquate Hilfsmaßnahmen zu initiieren. Der Workshop rief nochmal in Erinnerung, welche Symptome für eine Depression sprechen und wie sich diese Symptome speziell im Leistungssport zeigen. Interventionsmöglichkeiten, vor allem aus der Existenzanalyse, zeigten Möglichkeiten auf, um die Athlet*innen wieder in Beziehung zu sich zu bringen, Psychoedukation zu leisten, um mehr Verständnis für sich selbst zu bekommen und das Spannungsfeld Leistung und Erschöpfung zu reduzieren.

Krisenberatung

Eine wesentliche Aufgabe des Österreichischen Bundesnetzwerks Sportpsychologie ist der Blick auf die mentale/psychische Gesundheit von Spitzensportler*innen und Trainer*innen.
Daher gibt es seit jeher die Möglichkeit, dass Athlet*innen (Elite und Nachwuchs) und Trainer*innen geförderte Krisenberatung durch Mitarbeiter*innen des Österreichischen Bundesnetzwerks Sportpsychologie in Anspruch nehmen können.
Aufgrund der hohen Beratungsanfrage kann die Krisenberatung jetzt auch mit ÖBS-Sportpsycholog*innen in freier Praxis umgesetzt werden, die eine klinisch psychologische oder psychotherapeutische Ausbildung haben.

Zielgruppe:
Anspruchsberechtigt sind alle Athlet*innen und Trainer*innen aus den österreichischen Bundesfachverbänden, Olympiazentren und Leistungssportschulmodellen.
Die Krisenberatung des ÖBS ist bis maximal 10 Einheiten gefördert.

Die Abklärung und Organisation der Krisenberatung erfolgt unter wendepunktsportpsychologie.at
Die Koordination ist aufgeteilt in Ost-Österreich (Wien, Niederösterreich, Burgenland, Steiermark und Kärnten) und wird koordiniert durch Andrea Engleder und in West-Österreich (Vorarlberg, Tirol, Salzburg, Oberösterreich) und wird koordiniert durch Simone Tscherntschitz.

Ablauf der Krisenberatung

  1. Kontaktaufnahme  des Verbandes, Trainer*in, Athlet*in mit einer der ÖBS-Mitarbeiterinnen oder Email an wendepunktsportpsychologie.at
  2. Zuordnung und Beauftragung eines/r Sportpsycholog*in mit Ausbildung in Krisenberatung.
  3. Krisenberatung: Bearbeitung des Krisenanlasses und dessen Konsequenz, Symptomminderung und Stabilisierung.
  4. Abschluss der Krisenberatung oder Weitervermittlung in den niedergelassenen klinisch psychologischen oder psychotherapeutischen Bereich.

    Psychische Krisen können sich im Sport aus unterschiedlichen Situationen entwickeln:
  • Krisen im Rahmen von Verletzungen und körperlichen Erkrankungen
  • Existentielle Krisen (Verlust von Heeres- und Kaderplatz,..)
  • Krisen im Lebensübergang (z.B. Übergang von Junior*innenbereich in den Elitebereich, ungewolltes Karriereende,..)
  • Verlust- und Trauerkrisen (Sterbefälle im Sport- und Familiensystem)
  • Traumatische Krisen (Situationen außerordentlicher Bedrohung oder katastrophalen Ausmaßes)
  • Suizidale Krisen (Gedanken und/oder Handlungen seinem Leben ein Ende setzen zu wollen)
  • Beziehungskrisen und Gewalterfahrungen.

8. Ordentliche Generalversammlung am 03. Juli 2021 von 13.00 – 16.00 Uhr

Wir laden alle ÖBS-Mitglieder sehr herzlich zur nächsten Generalversammlung am Samstag, 03. Juli 2021 von 13.00 – 16.00 Uhr in Salzburg/Hallein, Schlossallee 49, ein.

Bitte um verbindliche Anmeldung bis 25.5.2021 an andrea.engledersportpsychologie.at, da wir aufgrund der Coronaauflagen an der Universität Salzburg die Teilnehmer*innenzahl ganz genau planen müssen.

Die Tagesordnung findet ihr hier.

Interne Termine 2021


Bundesländerübergreifend:

Online Intervision / Supervision / Fortbildungen

Juni 2021
Freitag, 11.06.2021 von 09.00 – 11.00 Uhr
Online Fall-Supervision/Intervision

Bitte um Anmeldung an andrea.engledersportpsychologie.at

Juli 2021
Ordentliche Generalversammlung des ÖBS
Samstag, 03. Juli von 13.00 – 16.00 Uhr an der Universität Salzburg, Schlossallee 49, 5400 Hallein.
Verbindliche Anmeldung bis Montag, 28.06.2021 an andrea.engledersportpsychologie.at

August 2021
Freitag, 27.08.2021 von 09.00 – 11.00 Uhr
Online Fall-Supervision/Intervision

Bitte um Anmeldung an simon.brandstaettersportpsychologie.at

November 2021
ÖBS-Herbstfachtagung ONLINE am Freitag, 12.11.2021 von 14.00 – 19.00 Uhr
Thema: „Qualitative sportwissenschaftliche Betreuungen durch das ÖBS als Partner für den Sport.“
Anmeldungen sind ab sofort bei andrea.engledersportpsychologie.at möglich.
Programm folgt.